WILSON DER ANTIAUSSIE TEIL: 56

von Mira Berghöfer

EIN MÜDI KEHRT ZURÜCK

Nach nun rund neun Monaten der Funkstille, meldet sich das Müdi-Tier zurück. Die dringend nötige schöpferische Pause hat Hund samt Frauchen gutgetan, um neue Geschichten zu sammeln.

Denn in diesem recht turbulenten Jahr 2020, hat mich neben der Corona-Krise selbstverständlich auch der hochwohlgeborene, so ganz und gar nicht typische Australian Shepherd „Fair Hills Little Bear“ aka Wilson das müde Müdi-Tier ganz schön auf Trab gehalten. Es ist erstaunlich, welch' Fülle an Geschichten eine neunmonatige Pause so erzeugen kann. Denn selbst eine Pandemie samt Lock Down und leergehamsterten Supermarktregalen können einen waschechten Müdi nicht davon abhalten, seine Besitzerin immerzu daran zu erinnern, was wirklich zählt im Leben und worum sich all' ihre Sorgen und Bemühungen sowie Ängste und Befürchtungen drehen sollten: das Müdi –selbstverständlich. 

Dabei muss ich nur der Vollständigkeit halber erwähnen, dass vermutlich auch der Ahnungslose und ich an den neusten kreativen Ergüssen „unseres“ Hundes einen Anteil hatten. Anderenfalls würde das liebe Tier beginnen zu protestieren und nachdem unsere Beziehung nach dem jüngsten Ereignis (dazu bald mehr) ohnehin sehr angespannt ist, möchte ich das lieber nicht riskieren. 

Lasst uns dazu am besten, wie es sich gehört ganz am Anfang beginnen: Am Anfang dieses Jahrs 2020, als wir es tatsächlich (schon wieder) wagten, noch bevor wir die Ausmaße der großen C-Krise hätten erahnen können, unseren Wohnort zu wechseln. Ein infamer Akt gegen jede Müdi-Regel, wie treuen Leser:innen dieses Blogs sofort erkennen werden. Für alle anderen: Ein wichtiger Fakt, den man bei der Haltung eines Müdis stets beachten sollte, ist, dass es Veränderungen jeglicher Art nur schwer erdulden kann. Routine ist nämlich das, was ein Müdi braucht (Müdi das Gewohnheitstier). Dazu gehören: 

- Tägliche Spaziergänge in kurzer Kürze und zu immer denselben Zeiten, zur Pflege und Festigung seines Territoriums. Es kann in den Augen des Müdi nämlich nur von Schwäche zeugen, wenn der Maulkorb tragende, gefährliche Prinz seine Morgen- und Abendroutine abändern würde und die Nachbarshunde Wind davon bekämen.

- Regelmäßige Nahrungszufuhr zu gewohnten Zeiten, an gewohnter Stelle und bestenfalls in niemals endender Fülle.

 - Keinen Besuch von nicht bekannten und geliebten Menschen, die, solange sie in seiner Gunst bleiben wollen, immer einen Snack für den Hund mit sich führen sollten, in den eigenen vier Wänden. Prinzenterritorium sollte schließlich unangetastet bleiben. So bedeutet Fremdeinwirkung immer auch Veränderung und wenn es sich nur eine fremde Jacke am Haken der Garderobe handelt. 

- Regelmäßige Ruhepausen: Vorzugsweise auf dem annektierten Thron (ehemals ein antiker Sessel der Besitzerin) im Wohnzimmer oder dem durch den Ahnungslosen und die Besitzerin eigens erbauten MÜDI-Bett im Schlafzimmer (Ein Bett für den Prinzen). Regelmäßig bedeutet zudem ausgedehnt und mindestens 20 Stunden am Tag. Bleiben somit noch eine Stunde für die nötige Verrichtung der Spaziergänge, zwei fürs Essen und eine für das Raufen und Schmusen mit seinem Ahnungslosen Besitzer und Liebling der Familie. Ja, und das bin nicht ich, die ihn seit zehn Jahren erträgt. Nein, das ist der Herr des Hauses, der erst vor zweieinhalb Jahren, vollkommen ahnungslos in das Leben des Müdi getreten ist (Müdi und der Ahnungslose I. + Müdi und der Ahnungslose II.).

- Keine auswertigen Besuche. Das könnte nämlich außerplanmäßige Übernachtungen, eine unvorhergesehene Verschiebung der Nahrungszufuhr oder ungewohnte Schlafplätze bedeuten. Dazu zählen selbstverständlich auch Urlaube (Urlaubsfieber). Keine Ahnung, wer es sich ausgedacht hat, dass es schön sein könnte diesen mit dem eigenen Vierbeiner zu verbringen. 

 - Das geliebte Moorhuhn in berechenbarer Distanz. Eine Änderung des Ablageortes könnte auch zum Verlust und damit zu niemals endendem Herzschmerz führen. Denn diesen seinen treusten Begleiter besitzt er bereits seit achteinhalb Jahren und gegen diesen tiefen Bund der Freundschaft und diesen Grad der Vertrautheit, kommt selbst der ahnungslose neue Mitbesitzer nicht an. 

Dazu nur in aller Kürze und zur Erinnerung beziehungsweise Einführung, mit wem oder was wir es hier eigentlich zu tun haben. Dabei habe ich wissentlich einige Dinge ausgelassen, um potenziell neue Leser:innen nicht zu verschrecken. Wirkt sonst etwas unrealistisch und übertrieben, wenn ich bei der Wiederaufnahme meines Blogs direkt die ganze Wahrheit preisgeben würde. Muss ja alles auch authentisch bleiben, damit man sich als Besitzer:in eines „normalen“ Hundes mit den Gewohnheiten eines Müdis identifizieren kann. 

Nun ja, die Änderung des Wohnortes, trägt wie oben dargelegt also so gar nicht zum Wohlbefinden des Müdi-Monsters bei. Aber da wir um die Manie unseres Tieres wissen, haben der Ahnungslose und ich uns etwas ganz Besonderes ausgedacht, um die Ausmaße seiner Reaktion etwas abzumildern…

To be continued.