STUBENREINHEIT

von Sonja Stammer

Stubenreinheit ist für fast alle Hundebesitzer ein Thema.
Gerade wenn ein Welpe einziehen soll, doch auch bei erwachsenen Hunden kann mangelnde Stubenreinheit ein Problem darstellen.

Immer noch geistert ein Mythos durch die Hundewelt: Einen Welpen oder einen nicht stubenreiner Hund muss man mit der Nase in seine Hinterlassenschaft drücken, um ihn stubenrein zu bekommen. Das ist ein Irrtum und sollte NIEMALS gemacht werden!

Dass eine Pfütze auf dem Wohnzimmerteppich oder der Haufen in der Diele keine freudige Überraschung ist, versteht sich von selber. Auch, dass wir unserem Hund erklären müssen, dass dieses Verhalten nicht geduldet wird. Doch hier hilft nur Geduld und Ausdauer und keine sinnlose Maßregelung des Hundes.

Ein Welpe kann, genau wie ein Baby, seine Schließmuskulatur noch nicht kontrollieren. Wenn er muss, dann muss er sofort, egal wo er sich gerade aufhält. Maximal schaut er sich noch nach einem geeigneten saugfähigen Untergrund um und das kann auch einfach der nächste Teppich oder Badezimmervorleger sein. Wenn der Welpe vom Züchter kommt hat er im günstigsten Fall schon gelernt, dass es ein „Draußen“ gibt, wo man sich am besten lösen kann. Im ungünstigsten Fall hat der Welpe nur ein „Drinnen“ kennen gelernt und sich in einer Ecke seines Welpenauslaufs/Zimmers gelöst.

Mangelnde Stubenreinheit betrifft jedoch nicht nur Welpen, sondern auch oft Hunde, die im Zwinger oder Tierheim aufgewachsen sind. Sie haben meist gelernt, dass man sich nicht dort löst, wo man schläft. Doch schon das nächste Zimmer kann von ihnen als Toilette genutzt werden.

 

MIT 7 SCHRITTEN ZUM ERFOLG:

1. NICHT SCHIMPFEN ODER STRAFEN

Oberstes Gebot, es wird nicht geschimpft und auch Strafen sind dem Training nicht dienlich. Strafen (zer)stören eher die Beziehung zwischen dir und deinem Welpen, denn dieser kann sein Missgeschick und die Strafe nicht in Zusammenhang bringen. Dein Welpe lernt nur, dass du „gefährlich“ bist, bzw. dass es gefährlich ist sich vor dir zu lösen. Im schlimmsten Fall wird er sich gar nicht mehr vor deinen Augen lösen, sondern immer den Moment abwarten indem du nicht anwesend bist oder zumindest nicht hinguckst. Das würde ein Lösen während des Spazierganges natürlich beträchtlich erschweren. Also nicht schimpfen oder strafen, egal wie oft es schon schiefgegangen ist. Du brauchst Geduld und Ausdauer.

 

2. PLANEN

Macht dir Gedanken, wo dein Hund in Zukunft sein Geschäft verrichten darf. Nur auf Spaziergängen oder auch im Garten? Im Garten vielleicht nur an einer bestimmten Stelle? Soll dein Hund zukünftig nicht in den Garten machen, dann ist es nicht sinnvoll in seiner Welpenzeit den Garten als Hundetoilette zu nutzen, auch wenn es sehr viel bequemer ist. Soll er zukünftig nur einen bestimmten Bereich im Garten zum Lösen nutzen, dann zeigt deinem Welpen von Anfang an auch nur diesen Bereich.

 

3. MALHEUR VERHINDERN

Zu Beginn musst du deinen Welpen immer gut beobachten. Hierbei kann es helfen, ihn räumlich zu begrenzen. Wenn der Welpe im gesamten Haus umher rennen kann, wird es dir um einiges schwerer fallen deinen Hund im Auge zu behalten.

Zeigt er Anzeichen, dass er sich gleich lösen möchte, dann wird er sofort auf den Arm oder an die Leine genommen und nach draußen zu der Stelle gebracht, an der er sich lösen darf.

Nun kann es passieren, dass du mit deinem Welpen draußen warst, er sich aber nicht gelöst hat. Entweder, weil er zu abgelenkt, das Wetter zu ungemütlich, der Boden zu nass war oder weil er schlicht noch nicht musste. Dann musst du deinen Welpen zuhause genaustens im Auge behalten, damit du den Moment nicht verpasst, indem er sich doch lösen möchte.

 

4. ANZEICHEN ERKENNEN

Anzeichen eines bevorstehenden Geschäfts können sein:

Suchend umherlaufen

Sich auf der Stelle drehen

Schnüffelnd hin- und herlaufen

Zur Tür schauen oder laufen

Winseln, Fiepen

Aktiv herumlaufen

Keine Angst mit der Zeit lernst auch du die Vorzeichen deines Hundes richtig zu deuten. Nicht nur dein Welpe lernt, für dich ist das ja auch neu!

 

5. MANAGMENT

Außerdem achtest du darauf in was für zeitlichen Abständen dein Welpe sein Geschäft erledigt. Das kann zu Beginn alle halbe Stunde sein und sich dann langsam immer weiter ausdehnen. Diese zeitlichen Abstände nutzt du, um mit deinem Welpen raus zu gehen, bevor er schon weiß, dass er muss bist du mit ihm schon unterwegs. Hier ist ein Küchentimer hilfreich, damit du die Zeit nicht vergisst.

 

Zusätzlich gehst du mit deinem Welpen raus, direkt nach dem:

Ruhen/Schlafen

Toben/Spielen

Fressen

Ja, das ist am Anfang eine richtige Rennerei, aber ich kann dich beruhigen es wird sehr schnell einfacher.

 

6. LOBEN

Wenn sich dein Welpe draußen löst, lobst du ihn. Dabei musst du ein wenig mit Fingerspitzengefühl rangehen. Denn zu viel Lob, könnte deinen Welpen so sehr ablenken, dass er sein Geschäft abbricht. Zu wenig Lob, hat aber auch keinen Effekt. Aber auch hier keine Angst! Du wächst mit deinen Aufgaben und wirst das richtige Maß an Lob für deinen Welpen schnell herausfinden. Wichtig ist, dass du dich freust und das auch zeigst, so dass dein Welpe lernt, dass es sich lohnt sein Geschäft draußen vor deinen Augen zu machen.

 

7. DURCHHALTEN

Sollte es drinnen dann doch mal vorkommen, dass ein Malheur passiert und das wird passieren, wird dieses kommentarlos beseitigt.  Schau zu, dass du die Stelle gut reinigst (hierfür eignet sich Essigreiniger), damit dein Welpe sie nicht zukünftig immer wieder als Toilette benutzt. Gestraft wird auf keinen Fall, denn dein Welpe – der in der Zwischenzeit vielleicht schon wieder geruht, gespielt und gefressen hat, also zig andere Dinge erlebt hat – kann keinen Zusammenhang zwischen Strafe und seinem Grundbedürfnis herstellen.

Es kann auch durchaus passieren, dass dein Welpe schon einige Tage nicht mehr in die Wohnung gemacht hat und plötzlich passiert doch wieder ein Malheur. Lass dich nicht entmutigen! Das ist normal. Wo es Fortschritte gibt, gibt es auch mal wieder Rückschritte. Dranbleiben weitermachen! Wenn du Kinder hast, weißt du wie oft es nach der Windel, doch nochmal in die Hose gegangen ist. Beim Welpen ist das nicht anders.

Mein letzter Welpe hat mich schier wahnsinnig gemacht. Die Kleine ist Ende Januar zu mir gekommen in einem besonders kalten Winter (-20°C über Wochen), dadurch war sie bei der Züchterin noch nie draußen gewesen und hatte all ihre Geschäfte immer schön bei Zimmertemperatur gemacht. Was soll ich sagen, genau das wollte sie auch so beibehalten. Draußen im Kalten, Fehlanzeige. Ich bin mit ihr Stundenlang durch die Gegend gelaufen und sie hat sich nicht einmal gelöst. Aber in dem Moment, indem wir nach drinnen in die geheizte Wohnung kamen ließ sie laufen (mit einem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck). Aber auch dieser Welpe hat mit Geduld und ganz viel Durchhaltevermögen gelernt, dass man nicht ins Haus macht.