WELPENERZIEHUNG - EIN PERSÖNLICHER RATGEBER (3)

von Daniel Stein

WELPENERZIEHUNG LEICHT GEMACHT UND OHNE STRESS?! 

Der Tag, an dem Ripley abgeholt wurde, war ein sonniger Frühlingstag und die Sonne hat schon richtig Kraft.

 

Im Auto mussten wir die Klimaanlage laufen lassen, damit es dem kleinen Welpentierchen und uns aber auch nicht zu heiß war. Ich nahm Ripley auf den Schoß (naja nicht die beste Absicherung für einen Welpen) und setzte mich auf den Beifahrersitz. Die Autofahrt sollte so stressfrei wie möglich verlaufen. In den ersten Sekunden merkte ich, wie sie zitterte, und schon wurde ich unruhig, denn wir alle wollen unserem Welpen ja einen guten Start in sein neues Leben ermöglichen. Aber das Herausreißen aus der gewohnten Umgebung, von den Geschwistern und den Eltern bedeutet Stress für den Welpen. Daher ist Ruhe hier besonders angezeigt. Das Zittern hörte nach Sekunden wieder auf und sie fing an etwas in meinen Armen zu ruhen. Nach ca. einer Stunde wurde sie unruhig und fing an zu hecheln. Zu warm konnte es nicht sein. Was war los? Ich setzte sie in den Fußraum und sie fing an zu pinkeln.

Willkommen beim Thema der Stubenreinheit :-). Aber was solls. Ich konnte sie ja nicht einfach während der Fahrt aus dem Fenster halten. Etwas später hielten wir dann an einem Rastplatz und wir machten unseren ersten Spaziergang. Ripley rausgesetzt, ihr ein Leinchen angemacht und versucht loszugehen. LOL.

 

LAUFEN AN DER LEINE

Genau hier beginnt ein weiteres Thema der Welpenerziehung: das Laufen an der Leine. Einfach losgehen ist nicht ganz so einfach, wenn der Welpe sich wehrt, an der Leine mit dir mitzugehen. Ein Welpe stellt sich häufig gegen die Leine, will keinen Millimeter seine Beinchen bewegen und das andere Ende der Leine lässt ihn gewähren. Genauso war es auch bei Ripley. Ich aber, als das andere Ende der Leine, habe es ihr nicht durchgehen lassen. Ich bin langsam, Ripley ziehend, weitergegangen. Ja, ich habe Druck aufgebaut und habe sie behutsam gezogen. Selbstverständlich habe ich sie, und auch keinen anderen Welpen über dem Boden gezerrt, aber bestimmend und führend habe ich ihr an der Leine gezeigt, dass sie mit ihrem Bocken nicht weiterkommt. Siehe da! Sie ist nach ein paar Metern gelaufen. Warum auch nicht. Sie hat ja vier Beine. Die Welpenerziehung hat begonnen und um es direkt vorweg zu nehmen: ohne einem Welpen Grenzen zu setzen, geht es einfach nicht. Wer anderes behauptet und damit Erfolg hat, dem gratuliere ich dazu. Ich für meinen Teil kann aber nach vier Welpen und deren Erziehung sagen, dass im neuen menschlichen Zuhause, also im neuen Rudel, die selben, wenn nicht auch viele andere Regeln gelten sollten, wie bei der Mutter. Und hier habe ich ja schon erwähnt, dass auch sie Grenzen völlig natürlich gezogen hatte.

 

ZUSAMMENFÜHRUNG

Für mich der spannendste Teil des Einzuges von Ripley stand uns noch bevor. Das Zusammentreffen mit meinen beiden anderen Hunden. Ich weiß, dass Ling Welpen Grenzen setzt und dies angemessen macht, vielleicht sogar zu wenig. Bei Pepe aber ist mir bewusst gewesen, dass er ungestüme Welpen nicht besonders toleriert und sofort umdreht. Ich finde auch zurecht, aber einem Erstwelpenbesitzer dies im Wald klar zu machen, ist mir zu anstrengend, und somit entbinde ich Pepe auch davon und lass ihn einfach nicht an den Welpen dran.

Was soll ich sagen? Obwohl Ripley ein aufgeweckterer Welpe ist, als Ling es war, bin ich unendlich stolz auf Pepe, wie gut er die Kleine angenommen hat. Mehr als Brummen und zartem Wegschnappen ist nicht passiert. Da hat sich Ling tatsächlich im Haus wesentlich schwerer mit Ripley getan. Die ersten Tage hat sie sie nicht angeguckt und ständig geknurrt. Leider hat das nicht wirklich ausgereicht, denn Ling ist nicht wirklich die Durchsetzungsstärkste; dafür aber harmlos.

 

Das Zusammentreffen eines neuen Welpen und einem Ersthund im Haushalt sollte bestmöglich auf einem neuen neutralen Boden erfolgen. Wie auch schon bei Ling sind wir mit Ripley und unseren beiden anderen Hunden zu einem Auslaufgebiet gefahren und haben sie alle drei laufen lassen.

 

FREIFOLGE

Nach nur vier Stunden erscheint auch schon das nächste Thema bei der Welpenerziehung: die Freifolge. Von Anfang an haben wir Ripley mit einem hinterherschleppendem Leinchen laufen lassen und somit an der Freifolge gearbeitet. Welpe! Halte du Ausschau nach uns und nicht wir andauernd nach dir. Selbstverständlich ist dies nur da möglich, wo keine Gefahren wie Autos sind. Neben dem Alleinebleiben finde ich die Freifolge gepaart mit dem Gehorsam eines der wichtigsten Dinge, die der Welpe lernen sollte. Orientiere dich an mir und schaue, in welche Richtung ich gehe, und folge mir. Dies schon im Welpenalter zu üben, ist absolut sinnvoll, denn ein Welpe wird sich in der Regel nicht weit weg von dem Besitzer bewegen. Ausnahmen bestätigen wie immer auch hier die Regel. Viele Welpenbesitzer bleiben bei jeder Weggabelung, bei jedem Schnuppern an einem Grashalm (und davon gibt es so viele), bei jeder neuen Entdeckung stehen und zeigen damit dem Welpen: AHA….ich bestimme also, wo es lang geht, und wie wir den Spaziergang gestalten. Dies ist für mich mit zwei anderen Hunden aber nicht möglich. Ich muss meinen beiden anderen Hunden auf den Spaziergängen auch gerecht werden und somit muss sich der Welpe an unser Leben adaptieren. Und es hat bei allen hervorragend geklappt.

 

LÄNGE DES SPAZIERGANGS

Hier sind wir bei einem weiteren sehr brisantem Thema, und wo ich völlig anderer Meinung bin als wie die meisten Artikel im Internet dazu Stellung beziehen. Ein Welpe darf/ kann nicht nur fünf Minuten pro Lebensmonat raus. Dann wäre ich ja bei 12 Wochen bei 15 Minuten. Wie soll das gehen? Wie sehr wird der Welpe im Haus auf die Idee kommen, Unsinn zu veranstalten und ständig seine dollen fünf Minuten zu haben? Er wird auch nicht von Umweltreizen überfordert, wenn er keine Anzeichen gibt, dass er es das doch tut. Und hier liegt der Casus knacksus. Sollte und hätte mein Welpe Anzeichen gemacht, vor Ermüdung sich einfach platt auf den Boden beim Spaziergang zu legen, hätte ich ihn ab diesem Zeitpunkt getragen. Hat sie aber nicht. Um mich abzusichern, dass ich hierbei entgegen mancher Tierärzte und auch tiermedizinischer Physiotherapeuten mit meinem Hund schlecht umgehe, habe ich mit Tierärzten meines Vertrauens lange darüber gesprochen und auch diese sind der Meinung: ruhige Spaziergänge, die auch länger als 10 Minuten gehen dürfen sind völlig in Ordnung. Auf die Anzeichen des Welpen achten!

 

RUHEN

Wäre ich mit Ripley, aber auch mit allen anderen meiner Hunde nur so wenig draußen gewesen, hätte ein weiteres elementares Thema nicht funktioniert: Ruhen! Ja, es ist höchst wichtig für den Welpen auch zu ruhen oder auch durch uns Ruhe zu erlernen. Denn auch hier ist es wie bei jedem Lebewesen so, dass nicht jedes Individuum über einen Kamm zu scheren ist. Nicht jeder Welpe sucht sich seine Ruhephasen von alleine. Ich behaupte sogar, dass die meisten Welpen lieber eher Action haben möchten, als in ihrem Körbchen oder in der Hundebox zu liegen und zu ruhen. Aber die Phase des Ruhens nach dem Erlebten ist so wichtig für die Verarbeitung dessen, dass viele Welpen erst dazu gebracht werden müssen. Nutzt die Zeit, in der Euer Welpe müde vom Erlebten ist und legt ihm in sein Körbchen oder in seine Box. Baut durch liebevolles Streicheln und Kuscheln und diesem Körperkontakt eine gute Bindung zu dem Welpen auf, so dass er sich in Eurer Nähe auf seinem Schlafplatz sicher fühlt und die Ruhe genießen kann. Bestimmt auch Ihr hier, dass jetzt die Zeit der Ruhe gekommen ist, auch wenn der Welpe gerade lieber noch weiter spielen und toben möchte. Euer Hund wird es Euch später danken, wenn er weiß, wie wertvoll für ihn Ruhe ist und wie gesund sich das auf seine psychische Stabilität auswirkt. Ein aufgedrehter Welpe, der nie zu Ruhe kommt, kann auch nicht lernen, denn er kann ohne die Zeiten der Ruhe gar nichts verarbeiten.

 

Ist die Entscheidung auf die Hundebox gefallen, möchte ich hier wirklich dazu raten, dieses sehr behutsam und langsam aufzubauen. Die Hundebox ist ein Rückzugsort, um zu schlafen und zu ruhen und keinesfalls als Strafe gedacht. Hierin lernt der Welpe das, was ihr vorher mit ihm gemacht habt – im Schlaf! Die Box darf nicht zu klein sein, aber auch nicht zu groß, damit der Welpe nicht auf die Idee kommt, sein Geschäft in einer der anderen Ecken zu verrichten.

 

STUBENREINHEIT

Ja, auch für das Erlernen der Stubenreinheit ist die Box sinnvoll. Der Welpe lernt seine Blase zu kontrollieren, wobei die Zeit in der Box auch immer dem Alter des Welpen angemessen sein muss. Grundsätzlich sagt man, dass ein Welpe mit 2 Monaten maximal 2 Stunden einhalten kann. Ich bin aber bei Ripley anfänglich auch mal alle 10 bis 15 Minuten vor die Tür gegangen und sie hat gepieselt. Mit drei Monaten ist es denkbar, dass ein Welpe drei Stunden einhalten kann und mit vier Monaten vier Stunden. Und erneut: auch hier gilt es immer den individuellen Welpen zu betrachten und genau zu beobachten. Bishop war mit ca. 12 Wochen stubenrein. Pepe hat Monate gebraucht und Ling mehr als fünf Wochen. Bei Ripley haben wir etwas festgestellt, was manch ein Welpe macht: sie gibt ein Zeichen, wenn sie muss. Sie geht zur Tür und setzt sich hin. Dieses oder andere Anzeichen (wie bspw. fiepsen, umherlaufen oder uns angucken und unruhig werden) sollten ernst genommen und der kleine Welpe sollte nach draußen gebracht werden. Keiner meiner Welpen zuvor hat irgendein Zeichen von sich gegeben, wenn er musste. Und trotzdem sind alle Welpen irgendwann stubenrein geworden. In einem Welpenratgeber, den ich vom Tierarzt mitgegeben bekommen hatte, stand Folgendes: Sind sie 50 Mal am Tag vor die Tür gegangen, dann haben sie es richtig gemacht. Der Welpe muss immer nach dem Schlafen, nach dem Fressen, nach dem Trinken, nach dem Spielen und einfach auch mal so seine Blase entleeren. Mein Tipp für die Stubenreinheit lautet: Lasst es erst gar nicht so weit kommen, dass der Hund auf die Idee kommt sein Geschäft (ob groß oder klein) in die Wohnung zu machen, sondern geht so oft wie möglich raus und lobt das Verrichten vor der Tür. Solltet Ihr einmal nicht vorausschauend und schnell genug gewesen sein, wird auf keinen Fall gestraft, geschimpft, in die Hände geklatscht, um den Welpen zu irritieren, so dass er auf hört (hätte bei Ripley eh keine Wirkung gehabt, denn sie ist bei Geräuschen ziemlich entspannt), sondern Ihr geht unaufgeregt zum Welpen hin, hebt ihn hoch (im Normalfall hört er auf zu pieseln) und geht nach draußen. Sollte die Blase schon im Haus entleert worden sein, wird der Welpe vermutlich draußen nichts mehr machen. Nächstes Mal also wieder etwas besser aufpassen. Die Arbeit in den ersten Wochen lohnt sich und der Welpe wird schnell lernen, dass es richtig ist draußen zu machen.

 

GEWÖHNUNG AN EINE HUNDEBOX

Zurück zur Hundebox. Diese sollte wie schon gesagt der Größe des Welpen angepasst sein. Macht es Eurem Welpen darin gemütlich und übt das Reingehen in die Box, indem Ihr ein paar Leckerchen rein werft und ein Spiel daraus macht. Die Tür wird vorerst nicht geschlossen! Ihr könnt Eurem Welpen auch darin füttern und/ oder auch mal etwas zum Kauen wie ein Schweineohr reinlegen, so dass der Welpe die Box mit etwas positivem verbindet. Des Weiteren nutzt auch hier wieder die Müdigkeit aus. Legt den Welpen in die Box und bleibt bei offener Tür davor sitzen. Streichelt ihn und lasst ihn so zur Ruhe kommen, bis er eingeschlafen ist. Zu diesem Zeitpunkt könnt Ihr auch schon die Tür mal für einen kurzen Augenblick zu machen und dann sofort wieder öffnen. Auf keinen Fall darf Euer Welpe, ohne sich an die geschlossene Box gewöhnt zu haben, aufwachen und die Tür ist verschlossen und der Welpe kommt nicht mehr raus und verfällt möglicherweise in Panik. Sobald Euer Welpe sich an das Schließen der Tür gewöhnt hat und ruhig und entspannt dabei liegen bleibt, kann die Tür auch mal für eine längere Zeit geschlossen bleiben. Aber! entfernt Euch nicht von der Box. Bleibt da, wo er Euch noch sehen kann. Dieses Training baut Ihr schrittweise auf und verlängert immer mehr die Zeit, wo die Box geschlossen ist und irgendwann beginnt Ihr Euch von der Box wegzubewegen und verrichtet alltägliche Dinge. Dies darf Euer Welpe dann auch ruhig mitbekommen. Sollte Euer Hund irgendwann anfangen zu fiepen, bellen und oder in der Box auszurasten, habt Ihr einen Übungsschritt übersprungen und ward zu schnell. Dann geht Ihr beim nächsten Mal einfach wieder einen Schritt zurück. Wenn Euer Welpe in der Box fiept und jault und Ihr dann zu ihm zurückkehrt, hat er wieder das, was er möchte. Er hat mit seinem Lärm machen Erfolg gehabt und wird dadurch lernen: Wenn ich Alarm gebe, kommt jemand und lässt mich raus. Nur ist das nicht das Ziel der Übung. Sollte Euer Welpe anfangen, Alarm zu geben, dann wartet solange ab, bis er sich wieder entspannt hat und ruhig ist. Erst dann öffnet Ihr die Tür und verhaltet Euch neutral. Ich spreche hier aus eigenen nervernzerreibenden Übungseinheiten bei Ling. Für Ripley ist das eher keine große Sache mehr in die Box zu gehen und dort zu schlafen, denn die Mühen meiner Arbeit, sie positiv an die Box zu gewöhnen, haben sich gelohnt.

 

Wenn ich mich vorab über die Rasse informiert habe und mir die Eigenschaften des Hundes zusagen und diese auch in mein Leben integrieren möchte, ich von Anfang an konsequent an der Stubenreinheit arbeite, das Ruhen sowie das Alleinebleiben übe, egal ob in der Hundebox oder in einem Körbchen im Wohnzimmer, mit Körperkontakt und vielen Schmuseeinheiten eine gute Bindung zum Welpen aufbaue, ich ihn nicht überfordere, aber auch nicht unterfordere, indem ich nur 10 bis 15 Minuten mit ihm die Welt erkunde, meinem Welpen die Freifolge als eines der wichtigsten Regelwerke erkläre und ich anfange auch auf meine eigenen Bedürfnisse zu hören und nicht nur auf die meines Welpens und auch Grenzen ziehe, dann ist ca. nach vier bis sechs Wochen eventuell wieder ein normalerer Alltag möglich. Welpenerziehung ist eben nicht nur leicht und geht ohne Stress vorüber. Sie macht auch unendlich viel Spaß und erfüllt unsere Herzen.

 

Wenn wir sehen, wie unsere Welpen von Woche zu Woche größer werden, sie tapsig alles Neue erkunden, sie uns mit ihren großen Kulleraugen anschauen und wir sofort wieder aufs Neue verliebt sind, sie anfangen unseren Alltag zu akzeptieren und sich vor allem auch zu integrieren, dann ist schon sehr viel Gutes geschafft. Ein Welpe bedeutet Arbeit, Verantwortung, Zeit und ein Stück weit auch Aufgabe unserer eigenen Bedürfnisse. Das, was sie uns aber zurück geben, hat so viel Schönes und Erfüllendes, denn der Hund ist tatsächlich der treueste Begleiter des Menschen und nimmt uns so an, wie wir sind. Davon können wir uns alle ein Scheibchen abschneiden.

 

Solltet Ihr nach der Welpenzeit auch noch Interesse daran haben Euren Hund einen Grundgehorsam beizubringen, so dass Ihr völlig entspannt mit Eurem Hund durchs Leben gehen könnt, dann startet mit unserem BasisWerk. Glaubt mir: es macht mehr Spaß, wenn der Hund hört!

 

Und jetzt viel Erfolg, Geduld und Freude bei der Welpenerziehung.